Die zweite Etappe des Kapellen-Pilgerwegs führt auf 21km von Klingenmünster nach Vorderweidenthal. Unterwegs zeigt sich der Pfälzerwald von seiner ruhigsten Seite. Kultur- und Naturliebhaber kommen gleichermaßen bei dieser schönen Streckentour durchs Bad Bergzaberner Land auf ihre Kosten.
Kapellen-Pilgerweg
Der Kapellen-Pilgerweg umfasst in seiner kompletten Länge eine Strecke von 76,4 km. Start und Ziel der Strecke ist Bad Bergzabern. In 4 Tagesetappen führt die Route durch die abwechslungsreichen Landschaften der Region. Die Wanderung steht unter dem Motto Entschleunigung. Wir haben uns die 2. Etappe des Kapellen-Pilgerwegs ausgesucht. Die Strecke führt von Klingenmünster durch die ruhigen Wälder des Pfälzerwalds bis nach Vorderweidenthal und ist auch im Winter absolut sehenswert.
Wandern im Bad Bergzaberner Land
Ausgangspunkt der 2. Etappe ist die Ortsgemeinde Klingenmünster. Da es sich bei der Wanderung um eine Streckentour handelt hatten wir unser Auto in Klingenmünster geparkt und den Rückweg von Vorderweidenthal anschließend mit dem Bus zurückgelegt. Die Busanbindung ist gut, es empfiehlt sich aber im Vorfeld die Fahrpläne ein wenig im Auge zu behalten, um am Ende der langen Tour unnötig lange Wartezeiten zu vermeiden.
Nikolauskapelle und Burg Landeck
Gleich zu Beginn der Tour erwarteten uns rund um Klingenmünster einige schöne Sehenswürdigkeiten. Direkt auf den ersten Metern der Wanderung befindet sich die Nikolauskapelle oberhalb von Klingenmünster. Für eine erste Rast war es natürlich noch zu früh. Wir haben es uns dennoch nicht nehmen lassen ein paar Minuten den Blick über den Ort hinweg und in die wolkige Rheinebene schweifen zu lassen. Hinter der Johanna-Quelle, beim Pfalzklinikum, biegt der Wanderweg nach links ab. Es geht nun gemächlich steigend über einen Panoramaweg hinauf zur Burg Landeck. Die Ruine der ehemaligen Höhenburg wurde in Teilen restauriert und beherbergt auch eine Burgschänke. Wir waren leider etwas zu früh um die Burg zu besichtigen, aber ein netter Wanderer hat uns empfohlen wiederzukommen um die Flammkuchen in der Burgschänke zu probieren.
Durch die Weiten des Pfälzerwalds
Von der Burg Landeck geht es auf einem relativ steilen Wanderweg wieder hinunter nach Klingenmünster. Auf Höhe des Klingbachhofes querten wir die Steinstraße und tauchten nun endgültig ab in den Pfälzerwald. Auf den nächsten 5,5 km bekamen wir einen ersten Eindruck, warum sich dieser Weg so gut zum Nachdenken und Meditieren eignet. Bis hinauf zum höchsten Punkt, dem Abtskopf, gilt es 5,5 km und eine moderate Steigung von 300 Höhenmetern zu überwinden. An diesem sonnigen Wintertag waren nicht viele Leute unterwegs und wir mussten uns zwangsläufig mit uns und unseren Gedanken auseinanderzusetzen. Eine Erfahrung die jeder Wanderer kennt, die nicht immer nur schön ist, aber am Ende ausnahmslos in einer entspannten Gemütslage gipfelt. Auf halbem Weg hinauf haben wir den Karlsplatz und die unbewirtschaftete Karlsplatzhütte passiert. Etwas weiter oberhalb zweigt der Weg nach rechts ab und führt nach einer langen Schleife zum Aussichtspunkt Hohe Tanne. Klingenmünster ist schon in weite Ferne gerückt und auch Burg Landeck wirkt schon deutlich weiter als lediglich eine Stunde entfernt. Der Schlussanstieg zum Abtskopf ist anschließend noch einmal etwas steiler aber lohnenswert. Der Blick reicht weit in den Pfälzerwald hinein. Bei genauerem Hinsehen fallen zahlreiche, für den Pfälzerwald typische, Buntsandsteinfelsen auf. Die Felsformationen durchbrechen vielerorts die frostig weiß gefärbten Baumkronen. Auch die Reichsburg Trifels, mit ihrer exponierten Lage, ist gut erkennbar. In der kleinen Schutzhütte am Gipfel haben wir eine kurze Rast eingelegt. Die kühlen Temperaturen haben uns aber schon bald wieder zum Weitermarsch motiviert.
Vom Abtskopf zum Lindelbrunn
Der Abstieg vom Abtskopf bietet erneut ausgiebig Möglichkeit zum Nachdenken. Überwiegend auf Forstwegegen geht es 4km lang bergab bis zur Landesstraße. An der Silzer Linde bietet sich unterwegs die Möglichkeit einen Abstecher zur Birkenhördter Friedenskapelle zu machen. Der zusätzliche Weg beträgt pro Strecke rund 2km und sollte nur in Angriff genommen werden, wenn ausreichend Kräfte vorhanden sind. Wir haben uns aufgrund der Länge des Weges dagegen entschieden und sind weiter ins Tal abgestiegen. Zwischen Silz und Bethof haben wir die L493 gequert. Folgt man dem Wanderweg, parallel zur Straße ca. 800m nach rechts, erreicht man den Wild- und Wanderpark Silz. Hier kann die Tour theoretisch vorzeitig, unter Benutzung des Wanderbuses, beendet werden. Der Kapellen-Pilgerweg führt von der Straßenquerung erneut bergauf. Es gilt weitere 160 Höhenmeter bis zum Vogelskopf zu überwinden. Unmittelbar hinter dem höchsten Punkt lichtet sich der Wald und der Wanderweg führt über Wiesen zu einer kleinen Siedlung. Auf einer mächtigen Felsbastion oberhalb der beschaulichen Ortschaft befindet sich die Burgruine Lindelbrunn. Das Cramerhaus Lindelbrunn, am Fuße des Berges, bietet sich für eine gemütliche Einkehr an. Es hat wanderfreundliche Öffnungszeiten und allerlei typische Pfälzer Gerichte auf der Speisekarte. Am Wanderparkplatz unweit der Gaststätte beginnt der Aufstieg zur Burgruine Lindelbrunn. Wenngleich die Ruine nicht in der Route des Kapellen-Pilgerwegs enthalten ist, lohnt sich der Aufstieg. Wir hatten die Ruine vor einiger Zeit im Rahmen des Wasgau-Felsenwegs erkundet. Wir waren damals in den Abendstunden dort und ziemlich begeistert von der mystischen Atmosphäre des alten Gemäuers.
Rückweg nach Klingenmünster
Am Lindelbrunn beginnt der letzte Streckenabschnitt der Etappe. Die Höhenmeter sind weitestgehend geschafft und dem Thema der Wanderung entsprechend haben wir es auf den letzten 5 km etwas ruhiger angehen lassen. Wir haben unsere Gespräche auf das Nötigste reduziert und jeder konnte für sich den kühlen Winternachmittag, beim Wandern in der Natur genießen. Am Hahnenhof bei Oberschlettenbach bietet sich erneut die Möglichkeit die letzten Meter bis Vorderweidenthal mit dem Bus abzukürzen. Der Wanderweg führt am Fuße des Rödelsteins vorbei bis zu unserem Etappenziel. Mit müden Füßen, tollen Eindrücken und gewärmt von den letzten Strahlen der Wintersonne haben wir Vorderweidenthal erreicht. Mit dem Bus sind wir zunächst nach Bad Bergzabern gefahren und dort nach Klingenmünster umgestiegen. Nach der rund 40 minütigen, gemütlichen Busfahrt ist es uns ehrlichgesagt schwer gefallen die weitere Heimreise anzutreten.